TTSV zieht sich aus der Oberliga zurück

Tischtennis: Umbruch wird nach der Saison eingeleitet - Martin Aßmann: Aufwand zu groß Von Jens Brinkmeier Schloß Holte-Stukenbrock (WB).

Der TTSV Schloß Holte-Sende wird nach dieser Saison seine erste Herrenmannschaft aus der Tischtennis-Oberliga zurück ziehen. In der Spielzeit 2008/09 soll es einen Neuanfang in der Verbandsliga geben. Das bestätigte Geschäftsführer und Ehrenvorsitzender Martin Aßmann dem WESTFALEN-BLATT.

»Finanziell hätten wir es noch ein Jahr stemmen können, aber der Aufwand ist einfach zu groß. Unter meinem Sohn Christoph als neuem 1. Vorsitzenden wollen wir einen Umbruch einleiten und verstärkt auf die Jugend setzen«, erklärt Martin Aßmann die Gründe für den überraschenden Rückzug. Christoph Aßmann war seinem Vater am 14. Februar an die Spitze des TTSV gefolgt. Martin Aßmann war 22 Jahre lang Vorsitzender des Vereins und hatte in den vergangenen Jahren besonders an den Wochenenden praktisch rund um die Uhr in Diensten des TTSV gestanden.

Freitags kam Marcin Kubiak aus Polen nach Schloß Holte-Stukenbrock und wurde in der Regel von Martin Aßmann betreut. Sonntagmorgens ging um 6.30 Uhr von Dortmund der Flieger zurück in die Heimat. Da zu dieser Zeit keine Züge fahren, musste Aßmann den Polen im Auto zum Flughafen ins Ruhrgebeit bringen. »Es wurde einfach zu viel. Ich hätte feste Zusagen gebraucht, dass ich mehr unterstützt werde. Wir hätten uns mit vier Leuten aufteilen müssen, so dass sich jeder einmal im Monat um Marcin kümmert«, so Martin Aßmann weiter. Der Ehrenvorsitzende betont ausdrücklich, dass Kubiak ein sehr umgänglicher und netter Typ sei. »An ihm persönlich liegt es nicht, er ist ein super Kerl.« Nun gehe es darum, den Polen an einen anderen Verein zu vermitteln. Das werde nicht einfach, denn »er ist nicht billig«, sagt Aßmann.

Die Sponsoren des TTSV hätten für ein weiteres Jahr Oberliga parat gestanden, nun wird es einen Neuanfang geben. Das betrifft neben Kubiak auch weitere Spieler. Radij Baiturin verschlägt es nach Hannover, Alexej Martens wird mit Bönen oder Detmold in Verbindung gebracht. Auch Uli Watermann könnte in Detmold landen. Bleiben werden Gero Seeling und Rastsislaw Zhadzko. »Auch in der Verbandsliga können wir eine gute Rolle spielen. Wir wollen auf junge Leute setzen und möglichst den eigenen Nachwuchs in die erste Mannschaft hochziehen. Als wir anfingen, hatten wir nur Holter in der Truppe. Mit der Zeit wurden es immer mehr Auswärtige, die viel Geld kosten«, erklärt Martin Aßmann.

»Wir sind seit Jahren auf dünnem Eis gewandelt, damit ist jetzt Schluss«, so der Ehrenvorsitzende. Die aktuelle Saison wird das TTSV-Team noch zu Ende spielen. Vier Partien sind noch zu absolvieren. Am Samstag kommt Metelen, gleich am Sonntag folgt die Begegnung beim TTC Gahmen. Zwei Wochen später beendet der TTSV die Spielzeit mit einem weiteren Doppelspieltag: bei TTF Bönen II (19. April) und gegen DJK Lendringsen (20. April). Aktuell belegt Schloß Holte-Sende den vierten Platz, bei optimalem Verlauf wäre zum Abschluss der zweite Rang möglich. Dieser würde eventuell noch zum Aufstieg berechtigen. »Das hätte für uns natürlich auch keinen Sinn«, erklärt Martin Aßmann, dass der TTSV nicht aufsteigen wird.

Westfalenblatt - Artikel vom 03.04.2008

 

 

 


 

Leiden für die Zukunft

TISCHTENNIS:  TTSV Schloß Holte-Sende zieht seine Oberliga-Herren zurück

VON EIKE J. HORSTMANN

Schloß Holte-Stukenbrock. Die Mannschaft um Uli Watermann gehört in der Tischtennis-Oberliga zu den Überraschungsteams der Saison. Die Spieler des  TTSV Schloß Holte-Sende kompensierten den Weggang zweier Leistungsträger und könnten theoretisch sogar noch aufsteigen. Dennoch wird das Aushängeschild des Vereins in der kommenden Serie nicht mehr in der Oberliga antreten.

„Wir stehen so gut wie nie da, trotzdem müssen wir jetzt einen klaren Schnitt machen“, sagt der Vorsitzende des  TTSV, Christoph Aßmann: „Wir haben bereits den Antrag auf Versetzung in die Verbandsliga gestellt.“ Auslöser für den Rückzug, den die Führungsriege des Vereins in der jüngsten Vorstandssitzung beschlossen hatte, war der angekündigte Wechsel von Radij Baiturin. Die aktuelle Nummer 6 des Teams zieht nach Hannover und steht den Holtern damit nicht mehr zur Verfügung. „Wir haben versucht, einen Ersatzmann aus der Region zu finden“, sagt Martin Aßmann, der bis Februar die Geschicke des Vereins geleitet hatte: „Allerdings ohne Erfolg.“ Die Konsequenz wäre gewesen, dass sich der  TTSV um einen weiteren ausländischen Spieler kümmert. „Doch der damit verbundene private und finanzielle Aufwand ist zu enorm“, sagt Christoph Aßmann. So wurde der Spitzenspieler des Teams, Marcin Kubiak, jeweils zu den Spieltagen extra aus Polen eingeflogen und praktisch rund um die Uhr von Martin und Marion Aßmann betreut und versorgt. Menschlich und sportlich war diese Regelung ein Glücksgriff.

Doch ein weiterer Spieler würde die Möglichkeiten des Vereines schier sprengen. „Die Lasten hätten auf mehrere Schultern verteilt werden müssen“, sagt Martin Aßmann. „Die konnten wir auf die Schnelle aber nicht finden.“ Was blieb, war der schmerzhafte Schlussstrich unter einer langjährigen Oberliga-Erfolgsgeschichte, bei der die Holter stets am Rande des Machbaren agierten.

Für den jungen Vorsitzenden ist der Rückzug jedoch kein Schritt zurück oder ein Sprung in eine ungewisse Zukunft. Ganz im Gegenteil. „Das Geld, das wir bei den auswärtigen Spielern einsparen, investieren wir in unsere Jugendarbeit“, betont der 27-Jährige, der schon bei seiner Wahl den kommenden Schwerpunkt der Vereinsarbeit auf die Förderung von Eigengewächsen festlegte.

Dies soll nun mit Nachdruck angegriffen werden. Einen wichtigen Trumpf dafür hat Aßmann dabei schon in der Hand. Gero Seeling, derzeit an Position 4 des Oberliga-Teams, wird in Kürze den A-Trainerschein erlangen und das Training der  TTSV-Junioren übernehmen. Er will dann aus den durchaus vorhandenen Talenten schlagkräftige Spieler für die oberen Mannschaften ausbilden und gleichzeitig beim Erwachsenentraining den älteren Spielern dabei helfen, an ihrer Technik zu feilen. „Es wird sicher zwei oder drei Jahre dauern, bis das neue Konzept greift“, sagt Aßmann: „Allerdings dürften wir in der näheren Umgebung der einzige Verein sein, der ein derart qualifiziertes Training anbietet.“ Aßmann geht trotz allen Optimismus vorerst nicht davon aus, dass in Zukunft eine ausschließlich aus Schloß Holtern bestehende wettbewerbsfähige Oberliga-Mannschaft an den Start gehen wird. „Für eine gute Verbandsliga-Mannschaft sollte es aber sicher reichen.“ Außerdem sei die Bindung der Spieler zum Verein und zum Ort dann wesentlich besser als bei Neuverpflichtungen von auswärts.

Ob die Personaldecke schon in der kommenden Saison reicht, bleibt abzuwarten. Durch den Rückzug wird das Engagement von Kubiak nicht verlängert, voraussichtlich wird auch Alexej Martens den Verein verlassen. Uli Watermann hat sich noch nicht entschieden. „Es wäre natürlich super, wenn wir ihn halten könnten“, sagt Christoph Aßmann, der Mitte Mai mit der Entscheidung des WTTV rechnet, ob der  TTSV in der Verbandsliga starten darf oder noch tiefer neu anfangen muss.

 

© 2008 Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt (SH), Freitag 04. April 2008